Von Industrieabwässern zu emissionsarmen Holzwerkstoffen

Entwicklung eines industrietauglichen Ansatzes zur Emissionsreduktion aus Kiefernholz durch Vorbehandlung mit Abwasser

 

Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) aus Holzwerkstoffen stellen für die Holzindustrie ein ernstes Problem dar: Die Vorgaben und Regularien bezüglich Emissionen aus Holzwerkstoffen wie OSB (oriented strand boards) werden jedoch zunehmend strenger und das Erreichen von Emissionsgrenz-werten für die Firmen immer herausfordernder.  Kiefernholz als Rohmaterial von OSB weist zudem aufgrund seines hohen Extraktstoffgehalts ein größeres Emissionspotential als die Fichte auf.

 

Bisherige Ansätze zur VOC-Reduktion wie thermische, chemische oder enzymatische Vorbehandlung sind entweder umweltschädigend bzw. kosten- oder zeitintensiv und daher nicht geeignet, in einem großtechnischen Produktionsprozess umgesetzt zu werden. Wood K plus hat gemeinsam mit der Firma Fritz EGGER GmbH & Co. OG erstmals einen industrietauglichen Ansatz entwickelt, durch welchen VOC-Emissionen aus Kiefernholzstrands durch Vorbehandlung mit Belebtschlamm aus der biologischen Abwasseraufbereitung nachhaltig gesenkt werden können. Die im Belebtschlamm vorhandenen Mikroorganismen (= Biofilme) haben das Potential, die VOC-Vorläufersubstanzen im Holz abzubauen, wodurch die Freisetzung von Emissionen im Produktionsprozess sowie im fertigen Produkt reduziert wird.

 

Im Projekt konnte über ein schrittweises Optimieren der Behandlungsdauer und einem Up-Scaling der Holzmenge die Methode der Vorbehandlung bis zur Industrietauglichkeit gesteigert werden: Ausgehend von Versuchen im Labormaßstab  mit wenigen Gramm Holz über Technikumsversuche im kg-Bereich konnte schließlich die industrielle Anwendung der biotechnologischen VOC-Reduktion mittels Belebt-schlamm in der OSB Produktionsstraße von EGGER mit der Behandlung von >40 t Holzmaterial erfolgreich demonstriert werden.

 

Das Gesamtziel des Projektes war die Entwicklung eines umweltfreundlichen, industriell anwendbaren Ver-fahrens zur Herstellung von emissionsarmen OSB durch Behandlung von Abwässern aus der Holzindustrie unter Verwendung von Biofilmen als Abbauwerkzeuge. Dieses konnte durch die langjährige Kooperation der Projektpartner im Jahr 2023 erstmals erfolgreich auf industrieller Ebene umgesetzt werden. Nun wird intensiv daran gearbeitet, die entwickelte Methode auch für die routinemäßige großtechnische Produktion anwendbar zu machen, um jetzt und in Zukunft den Endkunden emissionsarme Plattenwerkstoffe anbieten zu können.

 

Die im Projekt erarbeiteten Ergebnisse und Erkenntnisse zur biotechnologischen VOC Reduktion sind für die Firma EGGER eine wichtige und wertvolle Grundlage, eine innovative Technologie zukünftig routinemäßig in die industrielle Produktion zu integrieren; zudem ist die damit in Zusammenhang stehende Wiederverwertung des Belebtschlamms aus der biologischen Abwasseraufbereitung, welche sich am selben Standort wie die OSB Produktion befindet, für das Autarkie-Denken der Firma eine äußerst wichtige Weichenstellung.